SHOP - LABEL - MAILORDER

Freitag, 5. März 2010

DAS DRAGNET LABELGEFLECHT


Sicherlich ist es nicht nachteilig, einmal ein wenig mehr Licht in das Labelgeflecht von DRAGNET zu bringen. Es gab die folgenden Label/Unterlabel/Sidelabel und zwar entstanden in dieser Reihenfolge: DRAGNET RECORDS, DRADOMEL, ELVES, DRAG&DROP (mit vier stilistischen Unterteilungen) und SCOUT RELEASES.
Wir starteten nahezu zeitgleich das Industrial Label DRAGNET RECORDS und das Kollaborationslabel (mit Dom Elchklang) DRADOMEL Anfang 1991 aus den Hinterräumen des Ladenlokals. Ca. 1993 folgte ELVES, konzipiert als angedunkeltes, ätherisch-romantisches und/oder avantgardistisches Label mit deutlicher Fokussierung auf das Vorhandensein extravaganten Frauengesangs.
Aufgrund einer gerichtlichen Auseinandersetzung mit SONY, die 1992 ein namensgleiches Label DRAGNET RECORDS mit Veröffentlichungen von u.a. BAD RELIGION auf dem Markt platziert hatten, das unsere liquiden Mittel ordentlich erhöhte, aber die weitere Nutzung des LABELS Dragnet Records untersagte, haben wir die Industrial-Label-Namensänderung von DRAGNET RECORDS in DRAG&DROP vollzogen.
DRAG&DROP mit den stilistischen Feineinteilungen (Industrial / Ambient / Ritual / Elves / Classics) war eine etwas überambitionierte Idee, das damalige Industrialkorsett zu erweitern. Industrial, Ambient, Ritual erklärt sich selbstredend, Classics war angedacht für Wiederveröffentlichungen rarer LPs und Elves sollte als eigenständiges Label eingestellt und bei D&D zusortiert werden.
Übrigens war lange Zeit SPOT ein interner Favorit für den neuen Post-Dragnet Labelnamen. Wie es uns damals gelungen war, ROUGH TRADE dazu zu bringen, die Industrial-Produktionen ebenfalls zu vertreiben, bleibt mir bis heute ein Rätsel.
Ab 1994 erfolgte die Labelarbeit in den gemeinsamen Räumen des entstehenden Exportgroßhandels TARGET, der da aber noch DRAGNET DISTRIBUTION hieß. Auch die administrativen Arbeiten von PANTEON, dem späteren Alsdorfer Presswerk, wurden von dem Bürogebäude in der Süsterfeldstrasse aus gesteuert.
Im Frühjahr 1994 entstand das Indie/Alternative orientierte SCOUT RELEASES und ging dann mit der JOHNNY CASH Cover Produktion des MEKONS Kopfes JON LANGFORD an den Start.

Samstag, 27. Februar 2010

DRAGNET EINKAUSFSTOUR IN NEW YORK



NEW YORK CITY HERE I COME... Die Stadt aller Städte für den ersten großen DRAGNET Einkaufsbummel auszuwählen, zeugte, im Nachhinein betrachtet, schon von einer wohldosierten Mischung aus Leidenschaft, Unbedarftheit und Zielgerichtetheit, vor allem da ich zuvor noch nie über den großen Teich geflogen bin. Ich landete einen Tag nach Bush Seniors IRAK Angriff auf dem JOHN F. KENNEDY Flughafen.

Es war gegen 01.00 Uhr nachts und nach dem ausgiebigen Schmökern des panikmachenden Reiseführers eines bekannten Verlages während des Fluges, glaubte ich nicht, das gebuchte Hotel in der 38th Street lebend zu erreichen. Da in diesem Einschüchterungswerk dringend angeraten wurde, nach Möglichkeit den Reisebus nicht zu verlassen, wenn man beispielsweise die Bowery oder St. Marks Place passiert und eigentlich gar keinen Fuß nach Einbruch der Dunkelheit vor die Hoteltüre in Midtown setzen soll und schon gar nicht eines der ‚nichtgelben’ Taxis am Flughafen wählen darf, da Entführung, Raubmord oder Schlimmeres drohen, war der unschöne Abschluß meiner Reise, bereits nach der Landung besiegelt. Erstens WAR es dunkel, zweitens musste ich in ein Midtown-Hotel und drittens gab es, aufgrund übertrieben lange dauernder Passkontrollen, nur noch weiße, schwarze und andersfarbige Taxis, aber keines der YELLOW CABS. Also drei Grundvoraussetzungen, die laut Reiseführer, ein Überleben in New York unmöglich machen, waren erfüllt.

Natürlich alles Quatsch. Nach 2 Tagen war ich ausgejetlagt und bewegte mich in den Straßen New Yorks sicher, abenteuerlustig und einkaufsfreudig hoch zehn. Auch nur einen Teil der Eindrücke von New York zu schildern ist mehr als müßig, ein eigenes Blog müsste man mehrfach täglich füttern um auch nur ansatzweise dieses besondere Flair und alles Beachtenswerte anzureißen. Ich hatte bisher das Glück und Vergnügen viele Städte und Metropolen besuchen zu können, aber nichts, wirklich gar nichts ist mit New York City vergleichbar. Ich hatte in akribischer Kleinarbeit im Vorfeld recherchiert (es gab noch kein Google und Konsorten!) und Auskünfte, Informationen und Tipps von Insidern gesammelt um eine essentielle Auswahl an Schallplattenläden zu notieren, die es zu besuchen galt.

Die Idee diesen kleinen Reisebericht zu schreiben, kam mir beim Durchstöbern alter Reiseunterlagen, die ich organisatorisch zweifelhaft aber zumindest konzeptionell, alle in einem riesigen Umzugskarton mit der unleserlichen Aufschrift „Reisedokumente und Souvenirs“ aufbewahre. Geschäftsreisen mixed mit Strandurlaub, Wanderrouten und Radtouren oder Schallplattenbörsentrips, bzw. Einkaufstouren. In der kleinen NEW YORK Mappe fand ich denn auch das auf dem Foto abgelichtete und abgegriffene Blatt Papier der ‚zu besuchenden’ Läden mit handschriftlichen Notizen und Häkchen.

Von den besten Läden habe ich dann auch, insofern vorhanden, eine Visitenkarte mitgenommen, die ich hier gerne präsentiere. Ich glaube nicht, dass noch viele dieser coolen Shops existieren, aber viele New York Vinyl und CD Touristen, die in den frühen 90er Jahren dort waren, werden diese Läden besucht haben und sich vielleicht an der ein oder anderen Karte erfreuen, so wie ich dies beim Durchsehen tat.

Einige dieser Läden bewarben ihre shops schon in den späten 70er Jahren in einigen US Punk-Fanzines oder New Wave Magazinen, die ich auch hin und wieder gerne durchblättere. Sehr interessant war der Laden PIER PLATTERS in Hoboken, das bereits zu New Jersey gehört, wenn mich nicht alles täuscht. Da kommt man natürlich easy mit der New York Subway hin, aber ich weiß noch genau, wie es war, der U-Bahn zu entsteigen und nach 5 oder 6 Tagen den Moloch Manhattan aus der Ferne zu sehen.

Wie ruhig, wie anders, wie in eine andere Welt gebeamt.

Der ACADEMY BOOK STORE war sehr beeindruckend, ein typischer Laden, wo man sich 12 Stunden aufhalten kann und nur einen Bruchteil der interessanten Sachen in Augenschein nehmen konnte. Dieser Laden kaufte später DIREKT bei uns die DRAGNET- CDs von MAAT und bestellte erstaunlicherweise immer wieder nach. Die anderen VÖs interessierten den Inhaber nicht, aber DIE fand er toll. Ein klares Zeichen, mit wie viel Gefühl er seinen Laden bestückt hat.

Die Visitenkarte von Bleecker Bob’s, dem Urgestein in Downtown und mehrfach ausgezeichnet für die unfreundlichste Bedienung im Staate New York, ist leider nicht gut zu erkennen. Ein überteuerter und schlecht organisierter Laden, der gegen 2002-2005 immer wieder mal bei unserem späteren Export Grosshandel TARGET kaufen wollte, es aber irgendwie nie auf die Reihe bekam.

Der Ramschladen Tell 5 Friends hatte nur wenige Tage vor meiner Ankunft die Pforten geöffnet und so wie er aussah sicherlich auch nur einige Tage nach meiner Abreise wieder geschlossen. Tote Mäuse in den Ecken oder unter den Tischen und anderes Ungeziefer sah man vorbeilaufen. Hatten in erster Linie Klamotten und nur 2 Kisten mit Singles, wo ich jedoch ein Dutzend guter Punksingles für ein paar Dollar habe erstehen können. Jedenfalls hatte sich die gesamte Tour gelohnt, ich habe viele interessante Scheiben finden können, das meiste jedoch eher in Läden außerhalb, von denen es auch meist KEINE Visitenkarten gab und die auch teilweise NICHT auf dieser Liste stehen, sondern durch Empfehlung des ein oder anderen freundlichen Ladenangestellten übermittelt wurden.

Besonders fündig wurde ich in einem Laden, der unter normalen NY Besucherbedingungen unmöglich zu finden war. Ich hatte die Adresse von einem Mitarbeiter von FOLKWAYS bekommen. Er befand sich in einer nahezu unbewohnten kleinen Gasse in unmittelbarer und wenig vertrauenserweckender Nähe der Docks. Man musste in eine Einfahrt, eine Außentreppe hoch und dann in einen Aufzug und 1 Etage hochfahren. Die Aufzugtür öffnete sich und man stand UNMITTELBAR in einem riesigen, mit Teppichboden ausgelegtem Laden, der bibliotheksähnlich die Platten in Regalen verstaut hatte...also keine Verkaufstische. Es gab nur Klassik (80%) und Jazz und Blues. Bei den Klassikplatten gab es aber ein Regal mit sehr vielen zeitgenössischen Komponisten und viel Elektronikscheiben von Labeln wie LIMELIGHT, TURNABOUT, NONESUCH, OPUS ONE, EVEREST, CRI, FINNADAR, GRAMAVISION, LOVELY, usw. Bin leider, unerfahren wie ich da noch war, mit NUR ca. 60 Scheiben rausmarschiert. Bei meinem zweiten NY Besuch knappe 2 Jahre später und dem festen Vorhaben, richtig zuzuschlagen, existierten weder der Laden, noch der Aufzug.

In einem anderen, nur durch Zufall entdeckten Seitenstrassenshop – na ja -shop kann man es eigentlich nicht nennen, es war eher ein zum unmittelbaren Abriß bestimmter Raum, in dem Betonstücke, Holzstreben, Steine und anderes Baumaterial, inmitten von leeren Joghurtbechern und Getränkedosen rumlagen, bewacht von einem komplett zahnlosen Junkie Ende 20, voll auf irgendwas und mit den riesigsten Pupillen, die ich jemals sah.

Inmitten von diesem Chaos stand auf einer Art Regiestuhl eine Plastikkiste (das gesamte Inventar!), gerappelt voll mit STUDIO ONE REGGAE LPS (Originale und Nachpressungen gemischt) und selbstverständlich unbepreist. Auf meine Frage hin, was denn die Platten kosten würde, geriet der Mensch in totale Hektik, lief immer wieder gehetzt durch den Bauschutt ohne einen Preis zu nennen und meinte dann irgendwann, die Kiste wäre gerade aus Jamaica angekommen und er würde seinen Laden (!!) erst (übermorgen !!!!) eröffnen. Was die Platten, denn DANN kosten würden, fragte ich und er meinte, so um die 5 Dollar (just about). Ich meinte mich verhört zu haben, aber schlug sofort vor, die ganze Kiste (ca. 60-70 Platten) für 250 Dollar zu kaufen. Nachdem er gut fünf Minuten lang kommentarlos und noch hektischer von einer Ecke des Ladens zur anderen hastete, stürmte er plötzlich mit erhobenem Zeigefinger fuchtelnd auf mich zu und meinte er könne wohl nicht wechseln (!?). Glücklicherweise hatte ich es klein, gab ihm die Scheine und suchte so schnell es ging das Weite. Offensichtlich hatte ich ihm in wenigen Minuten die jahrelang geplante Existenzgründung zunichte gemacht, indem ich den ganzen Bestand kaufte. Jedenfalls waren diese beiden Käufe die lohnendsten dieser ersten New York Tour.

Ganz ohne Touristenattraktionen kommt man natürlich nicht weg. Ich besuchte unter anderem auch das World Trade Center. Das Layout der Eintrittskarte hat natürlich heutzutage einen zwiespältigen Charakter.

Auf dem Abreisefoto sieht man die Ware, die ich (gegen unerwarteten Aufpreis) mit in den Flieger genommen habe. Ein grosses Paket mit Billigsachen habe ich per Schiff auf die Reise geschickt.

Mittwoch, 24. Februar 2010

START DES BLOG-SINGLES-CLUBS


Seinerzeit war auch ein Mailorder-Singles-Club, denn das war zu der Zeit ‚modern’, angedacht, wurde aber auch aufgrund mangelhafter Zeitreserven nie realisiert. Es waren einige heiße Kandidaten dabei, deren Demotape als Ganzes nicht überzeugen konnte, aber zumindest EINEN überdurchschnittlichen Track beinhaltete. Dieser sollte dann als One-Track Single veröffentlicht werden und nur im Shop oder per Mailorder erhältlich sein. Zu diesem Zwecke (oder alternativ für einen angedachten SCOUT-SAMPLER) wurden auch von einigen der tatsächlichen Produktionen, einzelne Titel zurückgehalten. Beispielsweise auch für die Jonboy Langford CD. Was damals nicht sein sollte, kann ja jetzt 15 Jahre später in Blog-Form geschehen und zwar mit Hilfe des TAGS unter Labels/Stichworte: BLOG-SINGLES-CLUB.

Eine bestimmte Auswahl an Streams erhält diesen TAG. Haben wir dann mal so 12-15 Tracks zusammen, gibt’s den ersten Gesamtdownload. Beginnen wir (frei nach SAT1, RTL und Konsorten mit einer Weltpremiere) mit JONBOY LANGFORD & THE PINE VALLEY COSMONAUTS und BLUE TRAIN. Das Info-Sheet für MISERY LOVES COMPANY wurde damals für die internationale Bemusterung (inkl. Promo-CD) verwendet.

JONBOY LANGFORD - BLUE TRAIN

Dienstag, 23. Februar 2010

ESCHER - SCOUT DEMOTAPE



Das Demotape von ESCHER befand sich eine Zeit lang in „heftiger Bürorotation“ und ernstere Überlegungen einer Zusammenarbeit wurden angedacht. Der Bandname und ausreichende Auftrittserfahrungen in Essex und East London waren ein klares Plus. Die Musik war gut, wenn auch nicht zwingend neu, aber es fehlte DER zündende Track.

ESCHER war in erster Linie das Projekt von Alison und Jim Hanner (entweder Mann und Frau oder Bruder und Schwester). Im Studio und live dabei noch ein Drummer, Bassist und eine Backgroundsängerin (die auch auf dem Foto posiert). Die Band kommt aus dem Seebadort Southend-on-Sea in ESSEX, UK und die Aufnahmen sind von 1994 (klingen aber 80s-lastig). Anfang 95 erhielten wir noch eine Kassette mit 3 Songs nach ähnlichem Muster, die uns dann letztendlich nicht endgültig überzeugten.

Kommentare jeglicher Art zu allen Demotapestreams sind mehr als willkommen.

ESCHER - NO CURE


ESCHER - OUTTA NOWHERE

Freitag, 19. Februar 2010

DRAGNET - DIE CD SORTIERUNG



Als Anfang der 90er die CDs immer mehr Anteile des Ladenprogramms an sich reißen wollten, stellte sich die nicht unerhebliche Frage, wie man Platz schaffen könne ohne auf die Quantität des Vinylangebots verzichten zu müssen. Es wurde nicht nur eine sehr platzsparende, sondern auch eine ästhetische Lösung (im Besonderen für die Vinylisten) gefunden. Das unsympathischste an dem Medium CD war/ist das Plastik der CD-Jewelcases und des Trays.


Das recht arbeitsintensive Handling die CD Produkte zugänglich zu machen, sah wie folgt aus: Zuerst mussten die Neueingänge in einen ATARI (jawohl!) Computer eingegeben werden. Genaugenommen in ein von einem Betreiberfreund namens Mathias geschriebenes Etikettenprogramm. Also Interpret/Titel/Label/Preis und falls möglich eine kurze, präzise Kurzanmerkung. Diese wurden dann auf Etiketten gedruckt und auf eigens zugeschnittene graue Plastikwände geklebt. Dann wurde das Booklet entnommen und unter das Etikett auf die Plastikwand gelegt. Darüber wurde dann eine PVC CD-Plastiktasche geschoben. Die Original-CD inkl. Tray und Inlaycard wurde im kleinen Lager des Shops (auf dem mäßigen Foto ist nur eine Teilansicht zu sehen) alphabetisch wegsortiert, was nicht immer ganz fehlerfrei funktionierte.


Diese Art der Präsentation sparte immensen Platz. Auf dem CD-Tisch in der Mitte des hinteren Bereiches des Ladenlokals wurden insgesamt 32 Reihen mit jeweils 170-180 CDs pro Reihe angeboten.

Also deutlich ÜBER 5000 CDs.


Noch einmal gut 800 Industrial/Avantgarde CDs waren direkt beim entsprechenden LP-Material untergebracht. Diese besondere Art der Präsentation erforderte aber auch ein Umdenken der Kundschaft, das nicht immer ganz reibungslos verlief. Während der eine Kunde nach der Frage wo denn die CDs stehen, die Mundwinkel nach unten zog, ob der vermeintlich überschaubaren Auswahl oder ein weiterer Kunde vielleicht lange Zeit dachte, das CD-Angebot beschränke sich auf die drei bis vier 20er CD-Racks mit den aktuellsten Neuerscheinungen und 2nd Hand Neueingängen, die in all ihrer Plastikhässlichkeit wohlgemerkt DIREKT auf der Theke platziert waren. Nach und nach gewöhnte sich aber unsere geschätzte Kundschaft an das System und nicht wenige begrüßten die Kurzanmerkungen auf den Etiketten.


EINEN besonderen Fall aber gibt es dazu noch zu erzählen. Eines schönen Tages betrat ein mir bis dahin unbekannter Kunde den Laden, sah sich zufrieden um und landete schließlich bei dem CD-Tisch, wo er links bei A anfing, Titel für Titel durchzublättern und hin und wieder die ein oder andere Einheit länger begutachtete.Es gab nicht viele Kunden, die die Geduld hatten, das komplette CD-Programm mit einem Male durchzusehen, irgendwann wurden sie der Masse gewahr. Nicht so DIESER Kunde. Ich weiß nicht mehr wie lange er brauchte, aber es zog sich hin. Nach dieser langen Zeitspanne kam er dann OHNE ein Teil in der Hand zur Theke und fragte (Zitat): Haben sie auch CDs ??

Mittwoch, 17. Februar 2010

JONBOY LANGFORD & THE PINE VALLEY COSMONAUTS -- SCOUT DIE ERSTE !





Wie der Zufall so spielt...Anfang der 90er Jahre fuhr ich ins Kölner UNDERGROUND um mir die KILLER SHREWS anzusehen. Eine kurzlebige Kollaboration des OberMEKONS Jon Langford, des ehemaligen PERE UBU Mannes Tony Maimone und Gary Lucas (Captain Beefheart und Solo). Nach dem eher mäßig besuchten Gig, kam ich im Anschluß, im gegenüberliegenden Kneipentrakt des Undergrounds, mit den bierinteressierten Musikern ins Gespräch, vornehmlich mit Jon Langford. Diese mehr als angenehme Zusammenkunft erstreckte sich über mehrere Stunden und nachdem ich bzgl. des Dragnet Industriallabels so aus dem Nähkästchen plauderte und die Pläne ein zusätzliches Indie-Label zu gründen, ebenso erwähnte wie meine Begeisterung über den von Langford in den 80er Jahren organisierten JOHNNY CASH Sampler: Things are brighter..., ergab es sich, dass ich ihm, auch aufgrund meiner seit 1979 bestehenden MEKONS Faszination, anriet selber ein CASH Cover-Album aufzunehmen. Als er mir dann sagte, er hätte in Chicago mit einigen Freunden, just for fun, bereits vor Monaten knapp 10 Stücke eingespielt, aber keinen ernsthaften Veröffentlichungplan gehegt, sondern eher an gelegentliche MEKONS Zugaben bei Livegigs gedacht, nutzte ich ohne groß nachzudenken die Gunst der Stunde und bot einfach an, dieses Projekt mit großer Freude als Start des SCOUT Labels zu realisieren und umfangreich (im Rahmen unserer bescheidenen Möglichkeiten natürlich) zu promoten. Langford bestellte eine neue Runde Kölsch (leider unumgänglich, da in Köln nur selten RICHTIGES Bier erhältlich ist) und stieß mit mir auf den „Deal“ an. Wir tauschten unsere Adressen und Telefonnummern und vereinbarten weiteren Kontakt nach Beendigung der Killer Shrews Tour und seiner Rückkehr nach Chicago.
So einfach kann es manchmal gehen! Leider war dies bei vielen anderen Produktionen nicht der Fall.

Die CD selber wurde ein Glanzstück, nicht nur aufgrund der sehr eigenwilligen Auswahl der Songs, die nicht nur die ganz großen Hits versammelte, sondern auch wegen der unbeschwerten, dennoch abenteuerlustigen und sehr professionellen Darbietung seiner Begleitband.
Sehr passend ist die CD betitelt bzw. untertitelt mit/als JONBOY LANGFORD AND THE PINE VALLEY COSMONAUTS EXPLORE THE DARK AND LONELY WORLD OF JOHNNY CASH. Aufgenommen und gemixt von Langford und DAVE TRUMFIO in den Kingsize Studios in Chicago. Die Veröffentlichung wurde sehr gut und umfangreich rezensiert und verkaufte sich angemessen gut. Die Erstauflage erschien in einem aufwendigen Siebdruckverfahren, die Nachpressungen mit schlichterem einfarbigem CD-Aufdruck. Die obligatorische 300er SCOUT Promoauflage zur Radio und Zeitschriftenbemusterung erschien im gewohnten rot-weißen Labelprint.

Ein sehr passendes Review fand ich online und die coole Postkarte, auf die Jon seine sleeve notes schrieb, habe ich auch gefunden: ‘In the liner postcard to this 1994 tribute, Jonboy Langford calls Johnny Cash "the polar opposite of the cozy, safe, sexless, and bland that white America usually clutches to its all-purchasing, suffocating breast." That statement, in a nutshell, explains how and why a politically charged British punk rocker chooses to immerse himself in the wholly American music of the Man in Black. And on Misery Loves Company, Langford and friends prove how remarkably well Cash's songs wear the honesty, simplicity, and directness of the punk mentality. Moods vary from ominous ("What Is Truth") and edgy ("I Got Stripes") to angry and bitter ("Busted") to wistful ("Sunday Morning Coming Down") to downright combustible ("Cocaine Blues"). Still, no matter how twisted the Tennessee Two's twang gets, it's always somewhere in all of these 14 cuts, although the reggae groove of "I Still Miss Someone" leaves it farthest behind.’

1998 veröffentlichten die Pine Valley Cosmonauts ein weiteres, äußerst empfehlenswertes Tribute Album für Bob Wills unter dem Titel SALUTE THE MAJESTY OF BOB WILLS.

Als Stream gibt es (mit Backing Vocals von JANE BAXTER MILLER)

GUESS THINGS HAPPEN THAT WAY



und COCAINE BLUES

Montag, 15. Februar 2010

MAX GOLDT BESUCHT DRAGNET

Nicht ohne Stolz sei auf dieses, 1997 bei Heyne erschienene Werk des Ausnahmehumoristen und Filigran-literaten MAX GOLDT hingewiesen, der eine lobende Erwähnung über den DRAGNET Shop, in einer in diesem Werk gesammelten, Kolumnen, integriert hat. Leider war ich damals nicht zugegen oder noch schlimmer, habe ihn nicht erkannt, als er - vermutlich im Rahmen einer Lesung in Aachen - unseren Laden besuchte. Da MAX GOLDT sprachlich immer ganz nah am Puls der Zeit ist, ist aber nicht nur dieses Buch empfehlenswert, sondern ALLE seine Veröffentlichungen. Aber Ä ist (nicht nur) für mich etwas Besonderes.

Sonntag, 14. Februar 2010

JACK OR JIVE LIGHTS - Kleine Einführung

Das japanische Duo JACK OR JIVE war wohl DIE Band, in die wir die meiste Power gesteckt hatten. Nicht nur aus der festen Überzeugung, nach den ersten LIGHTS Demos (eine nette Abschwächung Ihrer musikalischen Ansprüche in den Indie-Nippon-Pop-Sektor) ein ganz besonderes, melodiöses und originelles und dabei auch verkaufsträchtiges Juwel in Händen zu halten, sondern auch aufgrund eines ausgeprägten persönlichen Kontakts, der leider viel zu oft aufgrund sprachlicher Barrieren SEHR anstrengend war. Dennoch gelang es, sogar einen relativ professionellen Videoclip in Aachen abzudrehen, Konzerte und Ferninterviews mit relevanten Zeitschriften zu organisieren und mit ROUGH TRADE einen aussagekräftigen Vertrieb zu überzeugen, JOJ zu einem temporären Schwerpunktthema zu machen. Leider blieben, trotz guter Pressearbeit, die Verkäufe, wenn auch ganz ansprechend, weit unter unseren Erwartungen zurück. Ausführliche Postings zu den verschiedenen JACK OR JIVE Produktionen, sowie bisher Unveröffentlichtes und Live-Material folgen nach und nach. Das ganzseitige (ein Novum, wie man mir damals bei RT mahnend versicherte) Info-Sheet wurde in Rough Trade’s Handelsinfo 09/94 abgedruckt. In den vielen Werbeanzeigen in Magazinen wurde nur der mittlere ELVES Teil verwendet, natürlich OHNE die Promotionsschwerpunkthinweise.

Donnerstag, 11. Februar 2010

MERZBOW - HANNOVER INTERRUPTION - LP


Champions League Noisemaker MERZBOW hat auch auf unserem Sidelabel DRADOMEL, das übrigens eine freundschaftliche Kooperation von DRAGNET RECORDS und DOM ELCHKLANG war, seine krachig-konkreten Spuren hinterlassen. Elchklangboy Achim hatte seinerzeit bereits Kontakte zu Masami Akita aka Merzbow und so kam es erst einmal recht unkompliziert zu der Entscheidungsfindung diese LP zu veröffentlichen. Allerdings war diese Produktion von einigen Schatten begleitet. Durch Masami’s zumindest damaliges rudimentäres Englisch, kam es erst einmal zu einer Verwechslung des Titels. Während wir die Produktion inkl. Promosheets unter dem Titel HANGOVER INTERRUPTION bewarben und in Auftrag gaben, erfuhren wir überraschend (spät), dass der Titel HANNOVER INTERRUPTION lauten sollte. Wenn ich mich denn recht entsinne, erschien eine erste Auflage in unakzeptabler Form. Fast 90% des Vinyls war etwas mehr als leicht verzogen (gewellt). Diese landeten dann, bis auf wenige Exemplare (vielleicht 40-50) im Müll. Diese nun extrem seltene Pressung ist relativ leicht an dem Labelaufdruck zu erkennen. Das Ameisenlabel wurde in der Zweitauflage ersetzt durch das 650er Label. Nur 200 Exemplaren wurde eine Postkarte hinzugefügt, da eine ortsansässige Druckerei schlampig gearbeitet hatte und mehr als 300 Postkarten aneinander pappten und verschmiert waren.


Ich erinnere mich auch sehr gut an einen Vorfall in dem tschechischen Presswerk nahe Prag mit dem einprägsamen Namen GRAMOFONOVE ZAVODY oder so ähnlich, als wir beim Mastering zugegen waren und einige der Angestellten vor totalem Unverständnis ob dieser Klänge die Köpfe minutenlang schüttelten, lautstark lachten und als Pointe ein klar artikuliertes deutsches Wort zustande brachten: SCHWEINEMUSIK !


Und wenn man es denn genau nimmt, so sind auf DIESER Merzbow Platte keine wirklichen Überraschungen zu erwarten. Der damals typische improvisierte und nicht konstruierte MERZBOW Lärm klingt nicht wesentlich anders als auf unzähligen seiner anderen Releases (was nicht heißen soll, dass Merzbow nicht einige bemerkenswerte VÖs verbuchen kann, vornehmlich in den späten 90ern und frühen Nuller Jahren und natürlich mit seinem RRRECORDS Meisterwerk BATZTOUTAI WITH MEMORIAL GADGETS) und ich gebe zu, ähnlich wie bei der ersten DRAGNET VÖ von Master/Slave Relationship, dass es uns hier im Wesentlichen um ‚Namedropping’ ging und somit ein ausdrucksstarker Start in die Szene erfolgen sollte (was dann ja auch geschah). Als Soundfile wird hier die komplette erste Seite der LP zur Verfügung gestellt. Wer mehr BRAUCHT, schicke bitte ein mail oder einen Kommentar und ich nehme auch die 2. Seite auf und stelle sie ein. Folgendes Review konnte ich online finden:


This album finds Merzbow in full-on, harsh-noise mode, at least at first listen. The more one becomes acclimated to the sound, the more layers of activity emerge: electric groans and roars, bird-call-like feedback, moog sirens, percussive analog static, thousands of pots and pans falling down a hill, even the occasional vocal. It's this artful layering of sound (among other things) that separates Merzbow from some jag-off that just turns on a noise generator and walks away. To my knowledge, these recordings are not included in the massive 50-CD though the Merzbox does include a disc called Hannover Cloud dated 1990.


download

Mittwoch, 10. Februar 2010

UNTERLABEL ELVES geht an den Start


Um an neue, interessante, frische Bands/Artists zu kommen, waren wir seinerzeit nicht knauserig. Für unsere Label ELVES und SCOUT haben wir Demotapesuchanzeigen in den relevanten englischen Magazinen (NME, SOUNDS, VOX, etc.) und einigen US-Magazinen (OPTION, RAYGUN, etc.) geschaltet. Leider fast zeitgleich, sonst hätten wir uns sicherlich einige gespart, denn wir wurden wirklich überschüttet mit Tapes und Anfragen, da wir uns offensichtlich mit einigen unserer bisherigen VÖs einen Namen in der Szene gemacht zu haben schienen. Die Mischung war im wahrsten Sinne des Wortes gemischt. Ich habe noch 2 große Kartons, randgefüllt mit diesen Tapes und es wird mir ein großes Vergnügen sein, diese nach und nach noch einmal durchzuhören, die interessantesten rauszuziehen, Soundfiles zu erstellen und zu posten. Das sehr schöne und passende ELVES Logo wurde übrigens seinerzeit von der JACK OR JIVE Sängerin CHAKO entworfen.

Montag, 8. Februar 2010

INFOS ZU LABELNEUERSCHEINUNGEN Part 1



Da wir bei den Industrialproduktionen in der Regel mehrere Veröffentlichungen zeitgleich an den Start brachten, um das Interesse der internationalen Vertriebe, Mailorder, Shops, etc. zu erhöhen (Minimierung der Transportkosten mit gleichzeitiger Aufstockung des Backprogramms), erschienen zu jedem neuen ‚Schub’ Info-Sheets mit den relevanten Neuerscheinungen. Für ELVES und SCOUT erschienen zusätzlich Einzelsheets. DIESE Präsentation (siehe Foto) ist meiner Meinung nach eine der ansprechendsten. Ausführliche Einzelpostings zu den hier angepriesenen Titeln, erstelle ich zu einem späteren Zeitpunkt.

Samstag, 6. Februar 2010

EMPIRICAL SLEEPING CONSORT - DRAGNET 05


Wenn jemals die Adjektive düster und bedrohlich als Bezeichnung für Musik angebracht waren, dann definitiv für DIESE Produktion des kanadischen Dreigespanns - Fido Samworthy, Carra Geenan, Sylvia Fischer. „Music for nightmares“ wäre der zwar actionbehaftete, aber mehr als passende Untertitel. Gäbe es einen Soundtrack zu Dante’s Inferno, so wäre es die Musik auf dieser CD. Nach der ersten auf 100 Stück limitierten Vinyl-LP AEGRI SOMNIA VANA, veröffentlicht auf dem eigenen Label unter dem früheren Projektnamen ELECTRO STATIC CAT, konnte man schon erahnen, welch visuelles Entsetzen in den Köpfen der Protagonisten brodelte, doch war man hier und da noch an NURSE WITH WOUND erinnert. Auf der 1993 erschienen I’VE GOT TEARS... CD aber erreichten sie eine Einzigartikeit in der konkreten und experimentellen, dabei aber äußerst konzeptionellen Verarbeitung ihrer akkustischen Höllenvisionen, die auch mehr als 15 Jahre später nichts von Ihrer Faszination verloren haben. Das Foto auf der Innenseite der Inlaycard zeigt echt gut, was zu erwarten ist. HEADPHONE Music der angsteinflössenden Sorte.

Es erschien noch eine gute CD auf Kronotop, die aber die bedrückende Schwere der DRAGNET CD in keinem Moment erreichen konnte.

Die Band bestand übrigens bei der graphischen Realisation dieses Projekts darauf, dass vorgegebene CD-Layout ad absurdum zu führen und ließ die eigentliche Inlaycard außen als Booklet Seite 2, das eigentliche Booklet Titelbild als Inlaycard innen (erstes Foto dieses Postings), die 4 Seite des Booklets als Seite 1 des Booklets, usw. drucken, bzw. über uns in Auftrag geben. Ich vermute, die Drei würfelten die Reihenfolge aus. Interessante Kunstidee, aber ICH hätte mir trotzdem lieber das apokalyptische Höllenfoto als Bookletvorderseite gewünscht...


LISTEN

DRAGNET LADENDEKORATION


Die Ursprungsidee des Ladennamens (inkl. einer kleinen Hommage an THE FALL), der graphischen Umsetzung der Plastiktüten, Flyer, etc. und der Gitter entstand aus der Überlegung, wie man die Ware (Raritäten) optisch bestmöglich präsentieren konnte. Vor allem auch die Schaufensterpräsentation war da ein großes Thema. Die gefundene Lösung bot ausreichend Platz, viele Teile zu zeigen, ohne dabei den Blick von außen in den Laden gänzlich zu blockieren. Lange haben wir uns dieser - auf dem Foto abgelichteten – Clipper, oder wie man sie nennen will, bedient. Die Platten oder CDs steckten in PVC-Plastikhüllen oder CD-Taschen. An die Gitter wurden so S-förmige Haken angebracht, an den dann die Plastikschlaufe des Klippers befestigt wurde, der sich dann mit seinen ‚Zähnchen’ in die Plastikhülle verbiß und sie so festhielt.

Erstaunlicherweise gab es diese essentiellsten aller Dragnet - Ladenzubehörteile nur in dem extrem zugestellten, aber sehr sympathischen Küchen- und Gebrauchsartikelladen in der Mefferdatisstrasse, den es übrigens immer noch gibt. Eines Tages jedoch waren die Clipper aus dem Sortiment gestrichen worden und nicht mehr zu beschaffen. Wir haben alles Mögliche versucht, von Horrorpreisangeboten bis zu Bestechungsversuchen. Nix zu machen. Auch ein Herstellerkontakt war nicht möglich. Man erinnere sich bitte, das es zu der Zeit noch kein Internet (zumindest für den Normalgebrauch) gab. So mussten wir bis zum Schluß mit den vorhanden Exemplaren leben, die aber aufgrund der extremen (Be)nutzung immer stärker die Dienste verweigerten. Platten mussten schon lange den Hüllen entnommen werden, aber selbst einige LP-Cover konnten nachher kaum noch gehalten werden.



Samstag, 30. Januar 2010

DRAGNET SHOP - Werbung Teil 1


Der ein oder andere DRAGNET Gast erinnert sich vielleicht noch an diesen Flyer.
Er lag als Postkarte zum Mitnehmen aus und wurde in den MOVIE und DIANA Kinos als Werbeeinspielung verwendet. Später auch im jetzigen APOLLO (vorher hieß es Atlantis). Außerdem wurden sie von uns gelegentlich als freundliche Erinnerung versendet, das seit geraumer Zeit reservierte Platten oder CDs der Abholung harrend in den Regalen des Lagers Staub ansetzten. Ab 1996 hatten wir 2 große Plakate mit diesem Layout in zwei Aseag-Bussen platzieren lassen. Eins sollte in jedem Falle in die Linien 5, 15, 25, usw., also DIE die nach Vaals fuhren. Die andere verwendete Linie - Richtung Eifel, die mit diesem Banner bestückt war, blieb bis zum Ende unbekannt. Erstaunlicherweise aber durfte man erfahren, dass, obwohl die Kündigung des Werbevertrages pünktlich zum Sommer des Jahres 1998 erfolgte und auch keine weiteren Zahlungen vorgenommen wurden, die Vaals-Linien noch bis mindestens 2005 (!!!) bestückt blieben. Allen Personen, die sich hierhin verirren und zufälligerweise auch noch zwischen 1998 und 2005 irregeleitet und enttäuscht den Laden aufgesucht und dort eine Massagepraxis (der seriösen Art wohlgemerkt) vorgefunden haben, sei hiermit Aufklärung verschafft.

Mittwoch, 20. Januar 2010

I.A.M.UMBRELLA - NOWHERE - DRAGNET 09

I.A.M. UMBRELLA war ein Projekt von RICK TAMURA aus Glendale, California, der bereits eine Veröffentlichung auf seinem eigenen RAYS AND GENIUS Label vorzuweisen hatte. Sein DRAGNET Debut, ursprünglich EREWHON AND NOWHERE später reduziert und schlicht NOWHERE betitelt, erfuhr gravierende Veröffentlichungsprobleme aufgrund des Erdbebens in Kalifornien, welches Rick zeitweilig obdachlos machte und eine Neufassung des Artworks mit sich zog. Dieses Werk war atmosphärisch anders angesetzt als der Vorgänger. Dominierten auf der R+G CD noch dunkle, bedrohliche Töne, so erweiterte der Soundtüftler sein musikalisches Spektrum um mehr rituelle und hypnotisch percussive Klänge. Ganz wesentlich beteiligt war daran EMILY HAY, die bereits als Mitglied des hoch geschätzten Kollektivs MOTOR TOTEMIST GUILD mit ihrem Flötenspiel dominierende Akzente setzte. Auch auf NOWHERE trug sie maßgeblich zu den intensiven, mystisch anmutenden Klanglandschaften bei. Zum einen durch ihre Stimme und den bisweilen fast prog-folkigen Einsatz der Flöte, der seinerzeit Vergleiche zu VOICE OF EYE mit sich zog.

Interessanterweise und zum Entsetzen der ‚zippenden’ Reviewer, sollten bei der Veröffentlichung KEINE ID Punkte gesetzt werden, so dass man die Stücke nicht einzeln anwählen konnte. Ein mutiger Entschluß, der deutlich machte, dass TAMURA Zeit vom Hörer forderte, um sich auf die Klanglandschaft als Ganzes einzulassen.

Vor dem zweiten Album für DRAGNET (nachher DRAG+DROP), zu dem in einem späteren Posting noch einiges zu sagen sein wird, veröffentlichte TAMURA zusammen mit JEPH JARMAN von HANDS TO und RANDY GREIF (die auch beide auf NOWHERE mitwirkten) 1995 ein ebenfalls ganz hervorragendes Album unter dem ‚Bandnamen’ HIS MASTERS VOICE auf MANIFOLD RECORDS. Später veröffentlichte er noch mindestens eine CD unter dem Projektnamen STYLUS, die wir seinerzeit, da ein Ende der Labelaktivitäten in Sicht war, ablehnen mussten...


Dies meinte auszugsweise das englische WIRE Magazin zu NOWHERE:

In any case, IAM Umbrella have created some well-structured, almost hypnotic soundscapes which wouldn't go amiss as a film score (is David Lynch reading this?). The whole thing is extremely well recorded, and arranged. If you like to chill out in some dark and sinister cavern, then this is what you should buy.



Das sehr gute, leider nur kurzlebige Magazin MUSIC FROM THE EMPTY QUARTER schrieb auszugsweise folgendes:

I.A.M UMBRELLA offering a recording worthy of anyone’s attention. A constantly evolving sea of ethnic soundbites, tribal rhythms and otherworldly sound scribbles. Always engrossing, always changing. This is a trip to experience not just to listen to…




Dienstag, 12. Januar 2010

GESCHENKGUTSCHEIN



Kein Einzelhandel ohne Geschenkgutschein.
Das war schon damals so! Dies ist das letzte existierende Exemplar der Dragnet-Gutschein-Ausgabe. Der "Günther-typographie" nach, dürfte es sich um einen unserer zahlreichen und geschätzten Gothic/Dark Wave Kunden gehandelt haben. Auch der Stempel mit der ALTEN Postleitzahl existiert nicht mehr. Selbstverständlich wurde der Gutschein in der Mitte gefaltet.

Samstag, 2. Januar 2010

Inhaltsperspektive und Einführungsgerede


Kurze Erörterung der angedachten Betreiber-Handhabung dieses Blogs. Die Posts erscheinen NICHT in chronologischer Reihenfolge der damaligen Geschehnisse, sondern nach Lust und Laune des Erzählers. Gleiches gilt für die Labelveröffentlichungen und Demotapes von Bands/Artists, bei denen es letztlich, aus welchen Gründen auch immer, nicht zu einer Produktion gekommen ist. Außerdem nehme ich mir die Freiheit, auch im Interesse der Abwechslung, das ein oder andere Posting zu veröffentlichen, das nichts mit dem Label/Shop zu tun haben wird, sondern anderweitiges kulturelles Kleinod zu Tage fördern soll. Aber damit alles schön ordentlich ist, werden diese Postings mit INTERMEZZO oder so überschrieben von Teil 1 bis mal sehen...Die Postings werden unregelmäßig erscheinen, vielleicht mal 5 in einer Woche oder mal 5 Wochen keins. Eigentlich war schon seit langem eine „Erinnerungshomepage“ angedacht, aber irgendwie war die Realisierung zu langweilig und uninteressant. Seit der Blogrevolution erscheint mir dies alles spaßiger und durch die unzähligen Verlinkungen, etc. auch produktiver zu sein. Natürlich ist klar, dass dieses Blog keinen Anspruch auf Aktualität und Zeitgeschehen erheben kann und/oder will, aber anstatt die ganzen Reliquien und Artefakte in Schubladen, Kartons und Kisten verrotten zu lassen (auf dem Foto sieht man übrigens die allererste Version unserer Tragetaschen), werden sie hierdurch zumindest temporär reanimiert. Hoffentlich zur Freude oder zumindest zur Nötigung zu schmunzelnden Nostalgiefeelings alter Kunden (ob Shop, Mailorder oder Label) und Mitarbeiter; aber auch zur Empfehlung etwaiger Musikliebhaber, die bisher noch nicht mit den Labelveröffentlichungen vertraut sind und so die Möglichkeit haben, das ein oder andere Überraschende kennen zu lernen. Und allen Hardcore-Undergroundfreaks werden die Promotapes (ja damals erhielt man noch Kassetten!!) der vielen unbekannt gebliebenen Bands große Freude bereiten, da doch EINIGE wirklich gute Sachen dabei waren. DIY in den frühen und mittleren 90er Jahren.
Auf diesem Wege noch einmal meinen Dank an alle Mitarbeiter, die zu den Geschehnissen in diesen turbulenten 10 Jahren maßgeblich beigetragen haben. Auch meinen ehemaligen Leuten bei TARGET, dem Exportgroßhandel, der bis 2008 qualitativ hochwertige Ware in die entferntesten Winkel der Welt exportiert hat, möchte ich nochmals für Ihren Einsatz danken.

Freitag, 1. Januar 2010

VOR DER ERÖFFNUNG



Die vermutlich frühesten Fotos in der DRAGNET Historie.
Habe nur eine Farbkopie mit diesen 3 kleinen Bildern gefunden.
Dennoch vermitteln sie einen guten Eindruck der Vorgeschichte. Das Gerüst vor dem entstehenden Ladenlokal hatte übrigens NICHTS mit den Eröffnungsvorbereitungen, bzw. Umbau/Einbau zu tun. Zufälligerweise wurden zeitgleich an der denkmalgeschützten Fassade Reparaturarbeiten vorgenommen. Das aussagekräftigste Foto meiner Meinung nach ist die Innenaufnahme, die zeigt wie die Tischgerüste und die Theke entstehen. Erstaunlich, dass diese Fotos nur knapp 1 Woche (!) vor der Eröffnung gemacht wurden. Ich erinnere mich gut an diesen Kraftakt und weiß noch genau, wie wir bis Freitag morgen 06:00 Uhr durchgearbeitet haben, um dann FAST rechtzeitig fertig zu werden. Das kleine Schaufensterplakat dokumentiert auf sehr rudimentäre Weise, die graphische Grundidee der Dragnet-Dekoration und der ersten Plastiktüten.